Maulbronner Steinbrüche : Anzahl und Merkmale

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Diese Karte wurde mit QGis erstellt und als statische Bilddatei exportiert. Sie enthält die unterOnline Karte - alte Steinbrüche Maulbronn abrufbaren Daten.

Eine gute Einführung in die naturräumliche Lage und die geologischen Verhältnisse der Maulbronner Landschaft als Grundlage für Entstehung des Klosters Maulbronn findet sich im „Endbericht Cisterscapes Klosterlandschaft Maulbronn“

Wie viele Steinbrüche gibt es überhaupt auf Maulbronner Markung?
Bisher wurden 19 Orte als Standorte mit Steinbrüchen in diesem Archiv erfasst. Aus Karten ist aber nicht immer zweifelsfrei erkennbar, ob hier Naturwerksteine abgebaut wurden oder ob es sich um eine Stein- und Mergelgrube für den Bau und den Unterhalt der Weinberge und deren Trockenmauern am Klosterberg gehandelt hat. Am Klosterberg gibt es an einem steilen, heute bewaldeten Hang eine Fläche, aus der in größerem Umfang Material aus der Talflanke des Hilsenbeuertales entnommen wurde. Lage und Form der Entnahmestelle passen auch zu einer Mergelgrube. Auch für die beiden Standorte am Elfinger Berg könnte ähnliches gelten. Diese liegen in der Nähe zu Weinbergen, aber relativ weit entfernt zur Siedlung und zum Kloster Maulbronn. Die genaue Zahl von Steinbrüchen ist somit nicht ganz sicher zu ermitteln. Vermutlich gab es auch eine Anzahl von Mergelgruben, die heute nicht mehr im Gelände auffindbar sind. Der "Materialverbrauch" für den Unterhalt der Weinberge muss in früheren Zeiten ganz erheblich gewesen sein ("Alte Steinbrüche und Mergelgruben: kleine Kulturdenkmale am Wegesrand")


Wie unterscheidet man Steinbrüche und Mergelgruben?
In klassischen Steinbrüchen werden Naturwerksteine, Steine in größeren Stücken zum Bau von Gebäuden, Fassaden- oder Bodenbeläge abgebaut. Daneben gibt es Steinbrüche, in denen Steine abgebaut und für die weitere Verarbeitung oder Verwendung zerkleinert werden wie z.B. in einem Schotterwerk.
In Maulbronn wurden Naturwerksteine gewonnen, die zum Bau des Klosters und anderer Gebäude in Maulbronn verwendet wurden. Werksteine wurden aber immer auch ins nahe und weitere Umland oder gar auch ins Ausland geliefert.
Mergelgruben dienten seit Jahrhunderten der Gewinnung von losem Bodenmaterial für den Bau und die Instandhaltung von Weinbergterrassen oder auch zum Wegebau. Beim Ausgraben des Mergel konnten vermutlich auch Steine für die Setzsteinmauern der Weinberge gewonnen werden.
Mergelgruben befinden sich daher in Maulbronn meist in Seitenlage zu Weinbergterrassen so zum Beispiel am Klosterberg und am Elfingerberg. Weinberge wurden auf der Südseite der Stromberg Hügel auf Böden der geologischen Schichten unter (Gipskeuper) und über (Bunte Mergel) dem Schilfstandstein angelegt.

Wo befinden sich die Steinbrüche?
Steinbrüche wurden möglichst nahe der Baustelle bzw. des Bedarfs für Bausteine angelegt. Man findet sie also überwiegend in Ortsnähe. Zu den ältesten Steinbrüchen zählen der Steinbruch am Schafhof, im Killensrain, der Seidebruch und wahrscheinlich auch der Steinbruch im Beckenloch. Es wird angenommen, dass es Steinbrüche in der Römerzeit, noch bevor die Zisterzienser im Salzachtal siedelten, gab.
Typischerweise wurde das Sandsteinvorkommen (Schilfsandstein) von einer Talflanke aus erschlossen. Das über dem Schilfsandstein lagernde mehr oder weniger steinige Bodenmaterial wurde abgeräumt und soweit nicht anderweitig brauchbar im Umfeld oder auch innerhalb des Steinbruches abgelagert. Die Steinbrüche sind fast unsichtbar ins Gelände versenkt. Nur die teilweise imposanten Abraumhalden sind aus größerer Entfernung sichtbar.

Welche Nachweise gibt es für Steinbrüche? Karten, Schriftliche Aufzeichnungen in Archiven, Urkunden?
In den Archiven der Stadt Maulbronn und des Landes Baden-Württemberg gibt es einiges an Karten, Urkunden und anderen schriftlichen Hinweisen auf Steinbrüche. Diese Nachweise sind, insbesondere was die Zeit vor Ende des 18.Jh betrifft lückenhaft. Die Karte der Klostermarkung von 1761, erstellt durch Michael Spaeth "Geometrischer Plan über die Herzogliche Clostersgemarckung Maulbronn ..." ist die älteste noch erhaltene Karte mit Darstellung von Steinbrüchen um Maulbronn. In der historischen Flurkarte und in den Messtischblättern des Deutschen Reiches Messtischblättern Deutsches Reich sind noch zahlreiche, auch offen gelassene Steinbrüche um 1900-1910 verzeichnet.
Eine Zusammenstellung von Quellen enthält M. Ehlers, „Zur Geschichte der Maulbronner Steinbrüche“

Wie sehen die alten Steinbrüche heute aus?
Seit Anfang 2025 gibt es keinen aktiven Steinbruch mehr in Maulbronn. Die aktuelle Nutzung bzw. den Zustand der hier gelisteten Standorte zeigt die nachstehenden Tabelle.
Tabelle: Maulbronner Steinbrüche und ihre aktuelle Nutzung

Bezeichnung/Gewann

Aktuelle Nutzung - Zustand

Steinbruch Stuttgarter Str.88

Galerie Burrer Plus

Wannenbachtal

Verfüllt, in Sukzession, Wald

Steinbruch Beckenloch, Stuttgarter Str.

Aktiv, in Planung für eine Abfalldeponie der Klasse DK1

Killensrain

Städtischer Bauhof

Seidehof

In Sukzession, teilverfüllt, Wald

Tiefer See

Gewerbegebiet

Silahopp

Standort Schulzentrum

Graubrunnen

Offengelassen, teilverfüllt , „Gartengrundstück“

Salzacker

Im Gelände nicht mehr sichtbar, landwirtschaftliche Nutzung

Rote Strasse

Offen gelassen, in Sukzession, Waldfläche

Buchwald

Offen gelassen, in Sukzession, Waldfläche

Elfinger Loch

Offen gelassen, in Sukzession, Waldfläche

Berghaus

Offen gelassen, in Sukzession, Waldfläche

Klosterberg

Offen gelassen, in Sukzession, Waldfläche

Steingrube, mehrere Steinbrüche

Offen gelassen, in Sukzession, Waldfläche

Ruitbrunnen

Teilweise offen gelassen, teilweise verfüllt, in Sukzession, Waldfläche

Welche Geländeformen sind zu sehen?
Das Gelände der Steinbrüche ist durch ein bewegtes Relief mit abgerundeten Formen geprägt. Die Abraumhalden fallen in der Landschaft oft als Hügel mit abgerundeten Kuppen und steilen Flanken auf. Manche Abraumhalden sind durch Mauerwerk oder Setzsteinmauern eingefasst. Bei aufgefüllten Steinbrüchen ist die Abbauwand oft nicht mehr zu sehen oder weitgehend verschüttet. In einigen Steinbrüchen sind noch senkrechte, freiliegende Stein- oder Felswände zu sehen. Die Abbauwände befinden sich in einem mehr oder weniger tief ins Gelände eingeschnittenen Kessel, der über einen Stichweg zu erreichen ist.

Welche Pflanzen, Bäume, Sträucher, Stauden und krautige Pflanzen wachsen in den alten Steinbrüchen?
In den offen gelassenen Steinbrüchen trifft man je nach Lage und Besitzverhältnissen auf unterschiedliche Pflanzengemeinschaften. Eine genauere Erhebung wäre sicher sehr interessant. Möglicherweise gibt es in den offen gelassenen Steinbrüchen seltene, schützenswerte Pflanzen. Vermutlich sind das aber eher Ausnahmen da die meisten alten Steinbrüche, vor allem in Siedlungsnähe, deutliche Spuren von menschlichen Eingriffen zeigen.
Wertvolle Sonderstandorte für den Naturschutz, wie freiliegende, besonnte Steinwände, Magerrasen oder freiliegende nährstoffarme Flächen für licht- und wärmebedürftige Arten fehlen weitgehend. Die Steinbrüche sind heute eher als artenarm anzusehen. In Ortsnähe findet man auch zunehmend Garten- und Zierpflanzen (Kirschlorbeer u.a.)
- Steinbrüche im Wald
Die im Wald gelegenen alten Steinbrüche wurden vermutlich nicht bepflanzt. Nachdem die Nutzung eingestellt war, wurden sie der natürlichen Wiederbewaldung überlassen. Man findet hier die Baumarten der Umgebung vor allem Buche, Eiche, Hainbuche,Kirsche aber u.U. auch Nadelbäume. Auch heimische Sträucher (Weißdorn, Haselnuß,Liguster) haben sich angesiedelt.
- Steinbrüche am Siedlungsrand und in der Feldflur
Hier findet man oft noch deutliche Spuren von Bepflanzungen und nachfolgender Sukzession. Die Abraumhalden in der Stuttgarter Strasse oder im Steinfeld bei Schmie sind früher wohl mit Robinien (Robinia pseudoacacia) bepflanzt worden. Diese Art wird als invasiv betrachtet, breitet sich aber nur sehr langsam aus. Da die Steinbrüche in der Regel „isoliert“ liegen sind diese Pflanzungen nicht in benachbarte Fächen verbreitet worden. Die Samen der Robinie können viele Jahre lang im Boden und Geröll überdauern. Die Baumart reichert Stickstoff im Wurzelbereich an und verursacht dadurch eine „Düngung“, die aus naturschutzfachlicher Sicht unerwünscht ist. Magere Trockenrasen oder andere nährstoffarme Extremstandorte auf den Abraumhalden werden dadurch „negativ“ beeinflusst, weil die Stickstoffanreicherung die Basis für das Aufkommen von häufigen und schneller wachsenden Arten begünstigt (Brennessel, Brombeere,Himbeere etc.).
Auf älteren Luftbildern (z.B.1968) können frühere Zustände der Bewaldung von Steinbrüchen betrachtet werden. Der Steinbruch am Ruitbrunnen war 1968 noch in größeren Teilen frei von Bäumen. Die bewachsene Fläche war locker mit Nadelholz , vermutlich Kiefern bestockt. Ähnlich sah es in den Steinbrüchen bei Schmie aus. Auch der Steinbruch am Wannenbachtal war noch in der „Verfüllungsphase“.

Sind die alten Steinbrüche öffentlich zugänglich?
Die Steinbrüche sind mit Ausnahme der im Staatswald gelegenen Standorte in Privatbesitz und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Geotope können nur ausnahmsweise besichtigt werden, so z.B. im Steinbruch Burrer zu den Öffnungszeiten der Galerie. Die meisten Steinbrüche sind heute mehr oder weniger „verwildert“ und zugewachsen und auch aus diesen Gründen schlecht zugänglich.

Warum und womit wurden die Steinbrüche teilweise oder ganz verfüllt?
Die alten Steinbrüche wurden oft mit dem vor Ort angefallenen Abraummaterial zugeschüttet. An verschiedenen Stellen wurden die Steinbrüche auch als Abfalldeponien verwendet (Erdaushub, Bauschutt etc.). Im Altlastenkataster gibt es dazu nähere Angaben, die allerdings nur auf Antrag und mit Begründung zugänglich sind. Eine bekannte alte Müllkippe befindet sich in dem alten Steinbruch in den Ruitwiesen. Diese ungeschützte Art der Müllablagerung wurde durch den Bau der Mülldeponie Hamberg als Nachfolgenutzung einer Tongrube abgelöst. Aufschüttungen von Geländesind in Maulbronn zahlreich vorhanden. Von den ehemals 20 Kloster sehen sind nur noch vier übrig. Die meisten anderen wurden verfüllt. Im Salzachtal vom Kloster bis zum Elfingerhof wurden vier, teilweise recht große Seen und Teiche mit einer Gesamtfläche von über 45 ha verfüllt.

Was lässt sich heute noch aus der Lage und dem Zustand der Steinbrüche ablesen?
- Es wurde früher an vielen Stellen auf der Markung nach Sandsteinvorkommen gesucht.
- die Abbauflächen waren meistens nicht sehr groß.
- Nähe zu Transportwegen und dem Ort der Verwendung war ein sehr wichtiges Kriterium für die Wahl des Standortes. So ist auch die Ortsrandlage der wichtigen Steinbrüche am Schafhof und an der Stuttgarter Str. zu erklären. Mit dem Wachstum der Stadt dehnten sich die Wohngebiete aus und rückten teilweise nah an die Steinbrüche heran.

- Die Steinbrüche finden sich am Rand der heute nachgewiesenen und prognostizierten Vorkommen. Es wurde aber vorzugsweise an Hangkanten oder an Talflanken abgebaut, wo der Zugang zu den Lagerstätten mit möglichst geringem Aufwand möglich ist. Die Lagerstätten wurden an den gut zugänglichen Rändern aufgeschlossen.

- Die Kenntnisse über die Lagerstätten müssen in früheren, geschichtlichen Zeiten schon sehr geut gewesen sein.

Welche Zukunft haben Steinbrüche auf Maulbronner Markung?
Diese Frage wurde für jeden einzelnen Steinbruch individuell gestellt und aus betriebswirtschaftlicher Sicht beantwortet.

Zwei Standorte werden heute als Gewerbestandorte, ein Standort als Galerie genutzt. Im Steinbruch Beckenloch an der Stuttgarter Strasse wird noch Sandstein abgebaut, der größte Teil des Areals soll aber zukünftig als Deponie genutzt und mit Abfällen der Klasse DK1 verfüllt werden. Alle anderen Standorte sind bereits verfüllt oder teilweise verfüllt und /oder sich selbst überlassen worden.
Die Steinbrüche prägen ebenso wie die Seen und Weiher die u.a. durch Anwendung des Bundesnaturschutzgesetz zu sichernde Eigenart der historischen Kulturlandschaft Maulbronn. Was die Steinbrüche angeht besteht hier noch Nachholbedarf.

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